Tante Inge Pokal

Großen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur etc. wird nach ihrem Ableben ein ehrendes Gedenken gewahrt, indem man nach ihnen einen Platz, eine Straße benennt oder ein Denkmal errichtet. Auch im Sport verhält man sich ähnlich, viele Jahre wurde bei der Fußball-Weltmeisterschaft um den Jules Rimet-Pokal (ehemaliger Weltpräsident) gekämpft, im Hockey gibt es die Champions-Trophy, Klubs veranstalten Turniere, geben dem Pokal für den Sieger den Namen eines ihrer verdienstvollsten Mitglieder, die dem Geschehen auf dem grünen Kunst- oder Naturrasen persönlich nicht mehr beiwohnen können. Wie eben im Falle des BHC unsere Inge Palinski, die vor zwei Jahren im Alter von 86 Jahren verstarb, nachdem sie fast ihr ganzes Leben im und rund um den BHC verbracht hat, den sie mit geprägt hat wie kaum ein anderer BHCer. Nun geht es an diesem Wochenende zum ersten Mal um den Tante Inge Pokal, dem nach hoffentlich guter Premiere noch weitere folgen werden. Es wird auch an Euch, liebe Mädchen und Jungen, liegen, ob wir in den nächsten Jahren weitere Turniere folgen lassen werden.
Nun wollt Ihr natürlich wissen, wen ihr mit Eurem Einsatz im Kampf um den kleinen weißen Ball ehren werdet.


Nun, Inge Palinski (Jahrgang 1928) rannte zunächst um die Aschenbahn des benachbarten Klubs Zehlendorf 88, fand die Leichtathletik aber nicht ausfüllend, kam durch Freunde beim damals auch Hockey spielenden Tennis-Klub Rot-Weiß zu unserem Sport, wechselte dann wenig später im Alter von 22 Jahren zum BHC, dem sie 64 Jahre als Spielerin, Trainerin, Betreuerin, „Mädchen für Alles“, vor allem aber Grande Dame ihren Stempel aufdrückte. Ganz, ganz schnell wurde sie ein echtes Hockey-Ass, wurde Stammspielerin der 1. Damen, kam zweimal in der deutschen B-Nationalmannschaft zum Einsatz, saß einmal „leider nur als Ersatz“ auf der Bank der A-Mannschaft. Das ärgerte Inge, die auch wusste, warum es nicht zu Höherem reichte, „weil unsere damalige Damenmannschaft leider klar im Schatten des SC Brandenburg“ stand.
Sie beschloss damals, sich weniger um ihre eigene Karriere, die sie noch mit 40 Jahren als Stütze der „Ersten“ sah, zu kümmern, sondern den Nachwuchs zu fördern, um den BHC sportlich noch besser zu machen. Viele Bundesligaspieler, ja auch Nationalspieler und Olympiasieger wie Andreas Keller, lernten bei Inge Palinski, mit Ball und Schläger umzugehen. Und das machte ihr so viel Spaß, dass sie mehr als 30 Jahren aus dem Trainerstab des BHC nicht wegzudenken war. Und in dieser Zeit die Grundlagen für viele „Blaue Wimpel“ legte.


Nebenbei spielte Inge auch prima Tennis, war mehrfache Klubmeisterin, doch Hockey blieb bei ihr die Nummer eins. Das Wirken für den Sport, speziell für den BHC brachte Inge Palinski die Silberne Ehrennadel des Deutschen Hockey-Bundes und die Goldene Ehrennadel des BHC sowie die Ehrenmitgliedschaft des BHC ein.


Schon immer hatte Inge Palinski ein Herz für die Jugend, wurde Erzieherin, leitete viele Jahre einen Kindergarten, war an einem Reha-Zentrum beschäftigt, kümmerte sich um behinderte Kinder und war neun Jahre Unterrichtshilfe an der Charlottenburger Gehörlosenschule. Es ging ihr immer um die Kinder.


Was blieb bei den fast doppelten Fulltime-Jobs da noch an Freizeit? Wenig. Und wenn es klappte, dann suchte sie einen Platz, wo die Sonne schien und gutes Essen garantiert war.
Leider traf es Inge mitten im Leben ganz schlimm: Schlaganfall. Auch nach intensiver Reha war dann in den letzten sechs Jahren nichts mehr so wie früher. Doch sie hatte viele Freunde, auch und vor allem im Klub. So kümmerten sich etwa Heinzi und Gitti Hapke rührend um „Tante Inge“, brachten sie zu allen Bundesligaspielen der Damen und Herren und so manchem Jugendspiel auf die BHC-Anlage, wo sie durchaus noch lebendig und interessiert das Geschehen verfolgte. Bis zum 30. August 2014.


Wie sehr der gebürtigen Berlinerin Inge Palinski unser Klub am Herzen lag, dokumentierte sich in besonderer Weise nach ihrem Ableben. Sie hinterließ „ihrem BHC“ ein gutes Stück ihres Ersparten, was es dem BHC u.a. ermöglicht, dieses Turnier um den „Tante Inge-Pokal“ gut ausgestattet auf die Beine zu stellen. Und sie wird Euch ganz sicher von oben zuschauen.

 

B.Pohl